Ankerwurf im Strudel

Eintracht Frankfurt hat es fast geschafft, sogar noch einen Tabellenrang zu verlieren. Seelenlos, qualitätslos hat man die Saison nach dem Erreichen des Pokalfinals austrudeln lassen, gegen Brauseball 75, 80 Minuten lang nicht minder als so oft zuletzt – ein Doppelschlag, der sich nicht im geringsten andeutete, verhinderte das Abrutschen um einen weiteren Platz. Durchatmen, dieses Irgebdwie2:2, die schiere Präsenz von Alexander Meier  (und Jesus Vallejo) ist die Minimalst-Motivationsspritze im Vorfeld des letzten Pflichtspiels der Saison. Ein Ankerwurf im Strudel.

Nicht auszudenken, wenn Bayer Leverkusen dann in der Liga auch noch vorbei geschippert wäre. Stimmungstechnisch wäre es der nächste Nullpunkt gewesen. Wie so viele Teams zuvor, wie so viele mit einstmals enormem Rückstand drohte auch Leverkusen vorbeizuspazieren an der SGE. Elfter ist die Eintracht letztlich geworden, gerade so nicht Zwölfter. Auf einen der drei grauesten Plätze gestürzt, kommend von Rang 3 (Februar 2017), nicht von 16 (Mai 2016). Ein tabellarischer Absturz, der der Rückrunde der Schande in nichts nachsteht. Nur darf die nun beendete Hslbserie ja nicht so genannt werden. Weil Pokalwettbewerb. Spiele, die inhaltlich ja auch überragend waren, gegen ebenso überragend Gegner. Aber dann, das Procedere kennt man, ists gerne „Ergebnissport“, der Liga-Murks ist dann auch kein Murks, es ist nur „Ergebniskrise“.

Dabei markiert das Doppelschlag-Remis am 34. Spieltag lediglich das überfällige Ende einer Bundesligasaison, in der es leichter denn je war, Europa zu erreichen. Weil die Großkopferten samt und sonders und dauerhaft patzten. Jubel gibt es anderswo. Wieder mal. Weil in Frankfurt zu viele zu wissen glauben, wo man herkommt – und dass diese Herkunft den Verlauf und den Ausgang beim Leistungssport bestimmt. Naturgesetzlich, gottgleich.

Im Kalenderjahr 2017 bestritt die SGE 18 Bundesligapartien. 54 Zähler sind das zu erreichende Maximum. 13 sind es geworden, um einen Blum/Vallejo sogar nur zwölf. Das ist mies, Punkt. Im deutschen Profifußball findet sich nur ein SGE-Kompagnon: Würzburger Kickers, die von Rang 6 auf 17 fielen – und Würzburg schlug Frankfurt in einem Testspiel im Frühjahr. Bemerkens-, nicht Muster gänzlich ohne Wert.

TV-Tabelle, Formsuche vor Berlin, Ehrenappell? Gereichte offensichtlich- und erwartbar- nicht zur Motivation bzw zur Qualitätsverbesserung. Logisch, als es noch um etwas ging, haben Trainer und Funktionäre alles fürs Bremsen, alles für die Akzeptanz der Ambitionslosigkeit getan. Niko Kovacs „wir sind nicht so gut…“ ist das Pendant zu Armin Vehs „Hände schütteln“-Satz. Nur kommt es ja nie darauf an, WAS gesagt wird, sondern WER etwas sagt.

Dabei wollte dieses Team doch, der Einsatz und der Geist sind – zumindest bei den immerselben – vorhanden. Dem Team reicht ein Funke, da ist das Comeback gegen Brausesport nicht das erste Beispiel, aber es muss eben auch mal wieder ein Feuer entzündet werden (dürfen). Bastian Oczipka, David Abraham, Danny Blum: Hätte man sie gelassen, hätte man sich in mutigem Fußball versucht, statt Spieler verbal wie taktisch einzufangen, vielleicht hätte man Minderkönner a la Seferovic ausgleichen und die Minimalstausbeute von 17, 18 Rückrundenpunkten (Europa) erreichen können. Gegen Leipzig, sowieso gegen Mainz, Wolfsburg oder Sonstwen. Perdu.

Das Pokalfinale wird diese Mannschaft natürlich nicht gewinnen. Und ebenso wenig wird diese Mannschaft durch Dortmund vom Platz gefegt, überrollt, vor einem Millionenpublikum zum Gespött. Es wird halt einfach verloren, 1:3, 0:2, irgendsowas. Dann wird sich auf die zuckenden Schultern geklopft für all das toll Geleistete, diese tolle Saison und die tolle Erfahrung Pokalfinale… „Hätte das vor der Saison einer gesagt“ – dieser Verbalerguss wird dann wieder bemüht; wie immer wenn underperformed wurde.

Wieso auch nicht, die Lemminge fressen ihnen bei der Eintracht ja aus der Hand. Lämmer. Schlachter. Und so.

Die Leute draussen, die mit der Eintracht nichts am Hut haben und sich bestenfalls an die prinzipielle Erstligazugehörigkeit dieser grauesten aller Mäuse erinnern, werden sich nach einem langweiligen, einseitigen Pokalfinale fragen, wie Frankfurt es bis ins Finale geschafft hat. Eventuell sollten die Fernsehsender den Turnierbaum der SGE dauer-eingeblendet lassen; das ordnet dann vieles ein, die „Neutralen“ draussen sind eher in der Lage zu erkennen, wie leicht die Lose zwischen August 2016 und April 2017 waren (wie mies und glücklich die meisten dieser Spiele liefen, bliebe trotzdem verborgen).

Es sei denn, ja es sei denn, Eintracht Frankfurt gedenkt im Anschluss an die letzten sieben Heimspielminuten, sich doch wieder aktiv in und an Fussball zu versuchen. Besagter Funken. Jagen, nicht jagen lassen – dann ist gegen Dortmund einer der grössten Erfolge der Vereinsgeschichte drin. Lasst sie von der Leine, Mut, Verve, Wucht – diese Mannschaft kann das können. Entgegen aller Vorzeichen kann sie das können.

Zügelosigkeit, jetzt.

24 Kommentare

Eingeordnet unter Beiträge

24 Antworten zu “Ankerwurf im Strudel

  1. Varela scheint jetzt auch keine Option mehr zu sein…. Wie doof muss man eigentlich sein?

  2. Jermaine Jones Junior

    Meine Wunschaufstellung für das DFB-Pokalfinale 2017:

    ————————————Hradecky————————————-
    ———————–Abraham———————Vallejo——————–
    Chandler———————————————————————Oczipka
    ——————–Gacinovic—————-Medojevic————————
    ———Rebic———————Fabian————————-Blum———–
    ———————————–Alex Meier—————————————–

    Tipp: 2:1 nach Toren von Alex Meier und Seferovic (nach Einwechslung).

    • Me….Me…Medo….jevic? Muss einer nur lange genug weg vom Fenster sein um an Können zuzulegen? Oder an Bundesligatauglichkeit? Oh, ist ja Pokal 😉

      • Jermaine Jones Junior

        Darum geht es mir aber nicht. Wenn man mit zwei 6ern spielt, braucht es immer einen, der die Defensiv-Rolle übernimmt. Zur Zeit sind im Kader nur zwei etablierte 6er verfügbar (Gacinovic und eben Medojevic).
        Über Gacinovic schrieb Olsen einst, er sei der „giftigere und offensivere“ im 6er-Verbund, so wie wir es bei Sebastian Rode in Erinnerung hatten. Damit ist eine Position in jedem Fall vergeben. Wer könnte da als passender Mitspieler noch in Fragen kommen? Viele andere Experimente sind auf dieser vakanten zweiten 6er-Position gescheitert. Chandler und Varela erwiesen sich als nicht geeignet genug. Unabhängig davon, bin ich der Meinung, dass ohnehin jeder die Position einnehmen soll, die er am besten spielen kann.
        Die anderen gelernten 6er sind ja entweder verletzt (Hasebe, Stendera, Mascarell) oder dümmlicherweise ersatzlos verkauft worden (Huszti, Flum). Also bleibt da nur noch Medojevic…
        Bei ihm hingegen hoffe ich, dass das „Gesetz des Comebacks“ einsetzt, wie es mal bei Meier damals beim legendären 6:2-Sieg gegen Köln oder Stendera kürzlich gegen Hoppenheim der Fall war.

    • Medojevic geht nicht, geht gar nicht.
      Dann würde ich Mit einer 3er Kette (Abraham,Russ .Vallejo) beginnen, Chandler rechts, Ozipka links , Gacinovic in der Mitte.und vorne Hrogota für Meier.

      • Jermaine Jones Junior

        @ F.N.
        Du meinst in etwa so? Dann müsste Fabian etwas nach hinten rücken und mit Defensivarbeit vertraut werden. Gacinovic als einziger 6er wäre mir zu wenig und gegen die Dortmunder Offensive sehr gefährlich. Daher müsste Fabian als 8er in Defensivsituation immer wieder nach hinten pendeln, weil wir in Ballnähe eine Überzahl schaffen müssen.
        Bälle, die dann verloren werden, müssen schnell zurück erobert werden und dann auf die schnell Außenspieler verteilt werden. Ich denke, dass wir mit dieser Taktik Dortmund wehtun können.

        ————————————Hradecky————————————-
        —————–Abraham———Russ————Vallejo——————–
        Chandler———————————————————————Oczipka
        ——————–Gacinovic—————————————
        ——————————————————-Fabian——————
        ———Rebic———————————-————————-Blum———–
        ————————————–Hrgota—————————————–

      • Ja so würde ich es sehen.
        Die vier Offensiven müssten richtig Druck auf die Dortmunder Verteidiger ausüben. Sahin müsste aus dem Spiel genommen werden….und Russ spielt die Hasebe Rolle

    • Der Norddeutsche

      Du bist erhört worden.
      Medojevic spielt!

  3. Olsen

    Ein Unentschieden gegen einen Gegner, dessen Saison bereits durch war, als ultimativer Motivationsschub fürs Pokalfinale. Wenn damit nicht bewiesen ist, dass die Hoffnung zuletzt stirbt, weiß ichs auch nicht.

  4. Es ist noch lang bis zum Pokalfinale. Wäre es nicht gerechter, wenn der Underdog gewinnt und dann gibt es ja noch das Thema Umverteilung und eine Vermögensabgabe für reiche Vereine …Arbeitslosengeld Q für verdiente Profis um die 50.

    Nichts ist unmöglich. Der Ball ist rund und das Finale geht ins Elferschiessen

  5. Jermaine Jones Junior

    Obwohl wir als Außenseiter nach Berlin fahren, bin ich trotzdem grundsätzlich siegesbewusst, weil die Mannschaft da war, als es darauf ankam. Als jüngste Beispiele hebe ich den Sieg gegen Gladbach, den Turn-Around gegen Augsburg und natürlich die letzten 7 Minuten gegen Leipzig hervor.
    Watzke und Tuchel, zwei äußerst widerliche, charakterlich verdorbene Menschen, möchte ich mir nicht als Pokalsieger vorstellen. Mir fällt es schon heute schwer dieses Bild aus meinem Kopf zu verdrängen.

    Eine schöne Motivation: https://www.youtube.com/watch?v=usk9vxmHTG8

    • Drauf angekommen, hm, da sehe ich mehr als genug Beispiele als man genau dann versagte (Mainz als jüngstes Beispiel).

      Siegesbewusst? Wegen einem Doppelschlag aus tristem Himmel? Nee, sorry. Es gibt eine manierliche Niederlage, keinen Titel. Man muss schliesslich auch mal bedenken … 😛

Hinterlasse eine Antwort zu Jermaine Jones Junior Antwort abbrechen