Nackt

Und ganz zum Schluss der Bundesligasaison 2017/2018 steht der kroatische Kaiser ohne Kleider da. Der nackte Niko. Wie sich dieser Mann, wie sich dieser Trainer selbst ausgezogen hat – das sucht seines Gleichen. Niko Kovac wird man in Frankfurt charakterlich auf einer Stufe mit Jermaine Jones stellen müssen. Ein Lügner, ein Heuchler. Das wusste man nach dem „Stand jetzt“-Slapstick nun seit einigen Wochen. Damals gab es und konnt es nur die Befürchtung geben, dass diese Nummer Eintracht Frankfurt implodieren lassen wird. Genau so ist es gekommen. Also ist Kovac nicht nur ein Lügner, er ist damit, mit dem Kaputtmachen einer Mannschaft dem Jupp Heynckes der 1990er näher als dem SGE-Fan lieb sein kann.

Mit dem teuersten Kader der Vereinsgeschichte trudelt die Kovac-SGE also auf Rang 8 ein. Beinahe gar auf der 9. Eine Leistung, ein Ergebnis, das vor Kovac schon einige erreichten, nach ihm erreichen werden. Armin Veh hat das vollbracht. Friedhelm Funkel. Selbst das Trainerimitat Michael Skibbe. Also alle Trainer die seit 2004 für eine Weile das Sagen hatten. Für das Feuerwehrmanndasein gilt ähnliches, auch das schafften vor Kovac einige, nach ihm wird das anderen auch gelingen. In Kovac wurde aber von vielen, wieso auch immer, das Besondere gesehen. Der smarte Kerl, Denker und Werteverfechter, ein telegener Typ der sogar Spiele gewinnt! So schien es. Aus dem schönen Schein ist nicht mehr geworden als Durchschnitt. Die Ratten sind dem Rattenfänger hinterher gelaufen, die Lemminge purzelten den Abhang hinunter.
Und das trotz der Millionenausgaben, trotz der Investition in maximale Internationalität in Abgrenzung zu Identität. Hat es sich also bewahrheitet, dass Eintracht Frankfurt sich ein seelenloses Sammelsurium an Spielern zusammengekauft hat. Irgendwelche Leute aus irgendwoher. Und als es dann nicht mehr wie von selbst lief, als auch der letzte Gegner den 60-Minuten-Kraftfußball als solchen erkannte hatte, als das Leistungsloch da war, haben sich viele Spieler in das Schicksal ergeben. Und so schlurft man als einstmals Tabellenzweiter kollektiv zu Rang 8. Das ist so oder so ähnlich alles schonmal passiert. Nur eben für billiger Geld.

So oder so gibt die Eintracht-Führungsriege – nicht zum ersten Mal – ein peinliches Bild ab. Am Trainer festzuhalten, obwohl dieser in mehrfacher Hinsicht vereinsschädigend agiert hat und der sportliche Trend eindeutig war/ist, ist grotesk. Dass Bobic seinen Balkangenossen Kovac nicht entlassen hat, ihn nicht entlassen wird, hängt vor allem mit dem Vertrag, mit der Ausstiegsklausel, mit den im Entlassungsfall wohl ausgeschlossenen Transfereinnahmen zusammen. Klausel hier, Klausel da – das ganze Elend hat mit Bruno Hübner begonnen und geht offenkundig endlos weiter.

Jetzt sedieren sich große Teile der Fanschar erneut mit dem Erreichen des DFB-Pokalfinals. Als ob schon die Reise nach Berlin etwas Zählbares, als ob das der sportliche Erfolg wäre. Zum zweiten Mal in Folge erhielt Eintracht Frankfurt in der jewieligen Runde das einfachste, das einfacherere Los. Und wird gegen Bayern München natürlich alles mobilisieren – und eben doch verlieren. Schulterklopfen. Warme Worte. Kein Titel, kein Europa. An der Gesamtschau, an der Gesamtbilanz der Saison ändert das Pokalfinalerreichen jedenfalls nichts. Wenn man irgendwann in der Rückrunde auf Rang 2, auf Rang 3 stand und ein Punktepolster von acht, neun Zählern auf den ersten Nicht-Europapokalplatz aufwies, ist alles andere als eine Europapokalqualifikation eine Enttäuschung. Die SGE ist wieder mal abgestürzt, wie stets in einer Rückrunde. Diesmal nur eben nicht von 8,9 oder 10 auf 14,15 oder 16, sondern von den Finanz-Futtertrögen in die Holzklasse samt Holzmedaille. Strukturell ist dasselbe passiert, was immer passiert: Luft einmal raus, wird nie wieder Luft reingepumpt.

Und es hat nur Minuten gedauert, da sagten die Bobics, Hübners, Hellmanns, Fischers und Kovacs Sachen wie, dass man doch eigentlich eine ruhige Saison spielen wollte. „Einzigartig“ sei das gewesen, sagte Kovac gar. Man habe „overperformed“. Dazu: siehe oben. Die Sachen, die in den nächsten Stunden und Tagen gesagt werden, sind dann noch DInge wie: Dass man das jetzt erreichte Ergebnis vor der Saison mit Kusshand genommen hätte. Dass man also alles und mehr erreicht habe und man doch als Fan und Beobachter dankbar für das Gezeigte sein solle. Also all die Argumentationslinien, wofür Leute wie Heribert Bruchhagen – nicht zu unrecht – abgewatscht worden sind. Es kommt halt den meisten nicht drauf an, was jemand sagt, sondern wer es sagt.

Nun ist diese Spielzeit also vorbei. Und das Rad wird sich weiterdrehen, so wie immer. Spieler gehen, Spieler kommen. Trainer gehen, Trainer kommen. Mir persönlich ist dieses kindlich-trotzige, sich selbst den Zeit-, Geld- und Emotionsaufwand rechtfertigende „Aber wir Fans sind immer da und bleiben es“ einfach zu wenig geworden, sorry.

Hebt Alexander Meier, hebt Marco Russ in einer Woche dann doch den DFB-Pokal in den Himmel, werde natürlich auch ich kurze Zeit später auf dem Römer stehen und die Erfüllung meiner Fan-Träume feiern. Das wäre für das Profifußballverfolgen tatsächlich der Abschluss, den ich mir wünschen würde.

4 Kommentare

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4 Antworten zu “Nackt

  1. Anonymous

    ziemlich lachhafter Kommentar!!!

  2. Meine Kieler Störche werden Wolfsburg rocken, obwohl auch der Trainer zur Unzeit seinen Wechsel nach Köln bestätigte. Björn du wirst den Römer leider nicht bereisen dürfen . Luft raus, Trainer und Spieler weg, was bleibt ist Kopfschütteln .
    Have a Good Time !!!

  3. Helmut Sonneberg.

    Vielen Dank, Treffender geht es nicht.Sie sprechen mir aus der Seele.

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